Auftanken

Der Wetterbericht könnte besser nicht sein. Strahlender Sonnenschein, gute Schneebedingungen, die Wintersportgeräte getuned und auf Hochglanz poliert. Nichts wie ab in die heimischen Skigebiete, oder doch nicht?

Wir sind dann doch nicht am Grubberg Richtung Lackenhof abgebogen und auch nicht weitergedüst aufs Hochkar, sondern im beschaulichen Lunz am See gelandet.

 


Ein herrlich  friedlicher Ort, der noch jenes Urlaubsflair von Kindheitstagen hervorruft. Und diese eisige, klare Kälte, die es dort im Winter hat, einfach grandios fabelhaft.
Die Bäume und Sträucher sehen aus wie mit Glasperlen geschmückt und funkeln im Sonnenlicht um die Wette. Dieses Schauspiel ist so schön anzusehen, dass man gar nicht weiterkommt mit dem Aufstieg zum Obersee.


Bis zum Mittersee ist, wie mittlerweile jedes Jahr, die Forststraße geräumt für die Förster und Waldarbeiter, naja, ist halt so. Aber nach dem kleinen Plateau mit seinem offenen Waldbestand und den „Findlingen“, die wie riesige Krieger Wache halten, geht´s ans Schneeschuhanlegen, juhu!


Knirschend stapfen wir im sonnendurchfluteten Tal aufwärts, über kleine Lawinenkegel und Brückengeländer, bis wir unseren Abzweiger zum Jagdsteig erreicht haben.


Der sich heute als sehr knifflig und von der anstrengenden Seite präsentiert. Da südseitig gelegen, ist der Schnee etwas angetaut und dementsprechend schwer. Darüber hinaus erweist sich die Schlüsselstelle als echter Knackpunkt, weil beim Felsen total vereist, also unbegehbar und weiter unten ziemlich zach zum Hinaufschreiten, weil steil und schlechter Gripp für die Schneeschuhe.


Aber, wenn man dann solche Herausforderungen geschafft hat, geht´s trotz Anstrengung um einiges schwungvoller und motivierter weiter.

 

Am Hungerast nagend schlendern wir nach dem Hangausstieg gemütlich rüber zum Obersee, wo wir dann im gleißenden Sonnenlicht unsere, etwas tiefgefrorene Jause genießen (inklusive Nachspeise versteht sich). War höchste Hungereisenbahn 😉

 


Der Schatten des Dürrensteins, Predigtstuhls und Springkogels liefern ihrerseits noch ein tolles Lichtschauspiel, als die Sonne hinter deren felsigen Flanken versinkt. Unbeschreiblich. Man spürt sich in solchen Momenten wahnsinnig innig verbunden mit der Natur, nimmt die herrschende Ruhe und Stille so dermaßen auf in sein Herz, dass sich unser Dasein auf dieser Welt plötzlich richtig anfühlt. Und alle absurden Absonderlichkeiten, die gerade auf unserem Planeten abgehen,  werden für einen Augenblick ausgeblendet.

 

Beim Abstieg dürfen wir noch echt coole Eiszapfengebilde bewundern, bevor die abendliche Kälte schön langsam durch und durch dringt. Knirschenden Schrittes geht es abwärts retour nach Lunz, wo wir uns zum Aufwärmen noch einen Espresso in der Schlosstaverne gönnen.


Wie kahl und einsam wäre unser Leben ohne solche Momente. Und wie schön sind sie, wenn man sie erfahren und teilen darf.

 

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