In Gedenken an meinen Umarmungsbaum

Wenn aus den Ritzen meiner Steinterrasse kleine, zarte Blumenköpfe sich ihren Weg ans Sonnlicht erkämpfen, springt mein Herz vor Freude und Anerkennung über das Wunderwerk Natur. Umso mehr versetzte es mir bei unserer Hometrail Extended Mtb Tour einen Stich, als ich das Ausmaß der neuesten Harvesterarbeiten am Römerweg erblicken musste. Aber alles der Reihe nach.
Es ist ja kein gewöhnlicher Sonntag, sondern Wahlsonntag, weshalb wir in unser bestes Bikeoutfit schlüpften um vor der körperlichen Ertüchtigung noch unsere politische Pflicht wahrzunehmen. Einige schiefe Seitenblicke und zahlreiches Händeschütteln später, verlassen wir endlich die Zellen und Urnen und Massen von Leute um genüsslich, wieder einmal von zu Hause aus, Richtung Voralps zu pedalieren. Schon beim Anstieg zum Bichlberg erkennt man die Naturbelassenheit, die, Gott sei Dank, noch an einigen Ecken unserer homebase zu finden sind. Vorbei an sanft gedüngten, in voller Pracht stehenden Blumenwiesen, geht es gemütlich aufwärts, die neue Wanderwegführung, nebenbei gesagt, die alte Variante war echt leiwander, hinauf zum ersten „Checkpoint“.

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Nach einer kurzen knackigen Abfahrt zum Schwabeckkreuz, hab ich schon die Hütte im Visier. Die Forststraße, die bei der Anfahrt überwunden werden muss, war jedoch für mich immer ein Knackpunkt, der Schlussendlich in einer Schieberei endete. Doch dieses Mal, sechs Jahre nach der Erstbefahrung, gibt es bei „Checkpoint 2“ etwas zu feiern. Mit aufgepumpten Wadeln und stolzerfüllter Brust darf ich die Grüntalkogelhütte begrüßen, weil, alles durchgetreten – gedanklicher Schulterklopfer.
Einen Apfelsaft/Kaffee und ein(en) Liptauerbrot/Kuchen später, man gönnt sich ja sonst nichts, rollen wir runter und wieder rauf zum Höhenweg, einer der schönsten Wege in unserer Gegend.

Und hier, haben die Waldarbeiter, bzw. deren Auftraggeber, ganze Arbeit geleistet. Ich wohne selbst in einem Holzhaus und möchte hier nicht wie der Elefant im Porzellanladen wirken, aber was momentan in der Waldindustrie abgeht, ist nicht mehr schön anzuschauen. Am Ende des Höhenwegs, dort wo einst wirklich sehr sehr alte Bäume ihre Geschichten erzählten und unsere heißgeliebte Glühwürmchenkolonie ihre Heimat gefunden hatte, prangt jetzt eine Forstautobahn. Bäume, die mehr Lebewesen als Pflanze waren, deren Energie man fühlen konnte, so dick, kräftig und mächtig, wie Krieger des Waldes eben. Früher schlug man Hohlwege in den Wald, für etweiige Holz- bzw. Waldarbeiten, aber auf so einer Straße schafft es sogar mein rostiger, auspuffloser Skoda bis zum Gipfel.

Ob das wirklich notwendig ist, diese Frage stellt sich mir hier schon. Es scheint so, als ob die Menschheit wirklich nicht mehr mit der Natur lebt, sondern sie nur mehr ausbeutet, um den maximalen Nutzten für sich selbst herauszuschlagen. Bedenklich. Da hilft alles Aufklären und Aufzeigen der Problematik in der Schule auch nix, wenn die Gesellschaft den Respekt gegenüber der Umwelt verloren hat. Und all das in Zeiten, wo der Tourismusverein den Römerweg neu gestaltet hat, sowie diesen medial präsentiert und bewirbt. Durch solche bauforstlichen Aktionen verliert er eher an Attraktivität, als das er Wanderer anlockt.

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Wütend (Jürgen), traurig (ich) düsen wir weiter, bis ein Ast in Jürgens Vorderrad uns stoppt und wir mit Gummiringerl und Co. improvisieren müssen, um unsere Fahrt fortsetzten zu können. So was macht´s echt spannend.
Natürlich geht trotz ziemlicher Ausgepowertheit, es hatte ja läppische um die 30 Grad Celsius, der High Stone Mountain noch mit, damit wir uns die Einkehr beim Griessler so richtig verdient haben.

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