Mefjellet

Mefjellet, der Name allein klingt bereits verheißungsvoll und aufregend. Schon in der Planung unserer einmonatigen Norwegenreise war er ein Mountainbike Fixpunkt. Und jetzt sitzen wir bei strömenden Regen in Stryn in unserem T4 und werfen wahrscheinlich zum zweiten Mal unsere durchdachte Route über den Haufen. „Tomorrow there will be some sun, for sure!“, hat uns die Campingplatzbesitzerin aufgemuntert, als wir zerknautscht in den sich ergießenden Himmel blicken. Jürgen und ich tauschen misstrauische Blicke, aber auch der Wetterbericht gibt ihr Recht, Sonnenschein und nur mäßiger Niederschlag in den nächsten zwei Tagen, dann wieder Wetterverschlechterung. Na dann, nix mit biken in Stryn, sondern mit dem Bus nach Fjöra bei Valldal düsen (bei den norwegischen Geschwindigkeitsbegrenzungen gar nicht so einfach machbar). Der Tour auf den Mefjellet soll Sonnschein gebühren. 

In Valldal finden wir auch „ziehmlich“ rasch, so nach eineinhalb Stunden einen superfeinen Schlafplatz direkt an einer alten Schiffsanlegestelle des Storfjords.

Von dieser geht es am nächsten Tag durch einen Tunnel nach Fjøra, zum Ende der auf den Berg führenden Teerstraße, zu einem Wanderparkplatz. Ab hier sind ca. 300 HM auf einer nicht sehr langen, aber zum Teil sehr steilen Schotterstraße zu bewältigen, doch der Ausblick auf das Fjord macht jetzt schon die Anstregung wett. Die Straße endet in einem norwegischen Hüttendorf, wo Karins Kreislauf kurz einmal aussetzt. So hat sie auf die harte Tour gelernt, dass der Körper, wenn er nach Energie ruft diese sofort braucht und nicht wenn man ein schönes Pausenplätzchen findet.

Traubenzuckergestärkt geht es auf die nächsten ca. 450 HM, auf welchen wir unsere Räder bis zum Gipfel schieben und tragen müssen. Ganz schön zach, kann ich euch sagen. 


Am Gipfel weht der Wind, dass es nur so eine Freude ist. Dafür scheint die Sonne und der Rundumblick ist zum Niederknien. In voller Montur, in den Boden gepresst und in einer kleinen Steinniesche zwischen Erikabuschen gekauert machen wir eine klitzekleine Pause, bevor es an die Abfahrt geht.

Diese erfolgt direkt vom Gipfel weg. Zuerst, ca. 200 HM gleich dem Aufstieg. Ein zirka ein Meter breiter Trail auf S2/S3 Niveau und wir waren begeistert wie viel fahrbar war, vor allem Karin, wo wir beim Aufstieg dachten: „Das geht nie!“ Es ist alles gut befahrbar, nur an ein, zwei Stellen sind knifflige Steinpassagen direkt am Abgrund zu überwinden. Ansonsten Prädikat Sahnehäubchen: norwegisch typische Felsplatten mit super Grip, obwohl es geregnet hatte, Stufen, Steine, verblockte Passagen,… 


Wie gesagt, nach 200 HM sind wir nicht zurück zu den Hütten gefahren, sondern rechts zum Nebengipfel des Mefjellet abgebogen. Dieser Wanderweg zieht sich kuppiert über eine moorige Ebene und zwang uns einige Male zum Absteigen, weil wir im Morast oder bei Steinstufen hängen geblieben waren. Der Nebengipfel wird nicht erklommen, sondern umfahren. Von dort startet ein anfangs recht flowiger Trail, der im Laufe der Abfahrt immer steiler und verblockter wird und schließlich in einer mehrere Meter hohen, nicht fahrbaren Felskante endet. Sehr nerven- und kraftaufreibend. Nach diesem Felsfiasko wird der Trail echt fein. Flowige Abschnitte wechseln mit steileren Waldpassagen, supsi. 


Nach dem Passieren eines Bergrückes kommt noch einmal ein kurzer Trage-Uphill und wir gelangten auf den Berg Syltefjellet. Und ab hier wurde es märchenhaft schön. Durch das Abbröckeln der Steine war glitzernder Staub in der Nachmittagssonne und ließ den Ausblick auf den Mefjellet, auf das Fjord und in die naturbelassene Waldlandschaft richtig sagenhaft auf uns wirken. Mir fehlen hier beim Erzählen die Worte für die Gefühle, die diese Situatuion in uns auslöste. Man muss so etwas echt selbst erleben, oder ähnliches erlebt haben um unsere Emotionen nachvollziehen zu können.


Vom Syltefjellet führt ein schneller und spaßiger Trail durch eine Waldlandschaft die ihres Gleichen sucht, dieses Grün, das Moos, der Waldboden,… hinab bis ins Tal zu einer Forststraße. Von hier waren es nur mehr ein paar Meter retour zu unserem Bus. 
Dort erwartet uns eine warme Solardusche und LoamCoffee, what else, mit leckerem norwegischen Mehlspeißgebäck. Die Norweger haben vielfältiges Süßgebäck, das noch dazu grandios mundet, aber das ist eine andere Geschichte.

Der Mefjellet ist auf jeden Fall eine Reise wert. Und auch wenn das Überqueren des Moors sehr anstrengend war, oder die Felswand kurz zum Überlegen über die Sinnhaftigkeit dieses Unternehmens führte, würden wir diese Tour allen norwegenreisenden Mountainbikern ans Herz legen. Aber bitte bei Schönwetter und wenn es halbwegs trocken ist. Man hat dann einfach mehr Spaß daran. Uns sieht der Mefjellt sicher wieder einmal und ich freu mich schon drauf. 

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