Stoneman Taurista

Eine Alpenüberquerung fahren wir heuer aus mangelnder Zeit an Trainingseinheiten nicht, so unser Plan. Das geht nicht mehr so aus dem Ärmel geschüttelt wie früher. Mit über 40 muss man sich da schon darauf vorbereiten. Doch das Angebot den Stoneman Taurista kennen lernen zu dürfen können wir nicht ausschlagen: 123 km, 4.500 Höhenmeter, im Hochsommer –
das packen wir schon 😀
Gesagt getan. Drei Tage später, besagte 123 km und 4500 hm reicher, beglückt durch unzählige feine alpine Momente, schwelgen wir mit Muskelkater in Erinnerungen an die Zeit am Stonemen gemeinsam mit einer Tube Diana mit Mentol.
Aber alles der Reihe nach.

Dank bikester und fahrrad.de waren wir vom 22.-24. Juli am Stoneman Taurista unterwegs. Dies ist eine Mountainbike Rundfahrt von 123 km und 4.500 Höhenmetern im Salzburger Land.
Man meldet sich dafür einfach online über die Stoneman Taurista Webseite an und bekommt dann eine Bestätigungsmail, die alle wichtigen Infos enthält. Bevor man die Tour startet holt man sich sein Starterpaket – ein Sackerl mit Goodies (Kettenöl, Kopftuch, Müsliriegel,… Checkkarte und einer Routenkarte!). In unserem Fall suchten wir dazu am Sonntag den Tauernhof in Flachau auf, da wir hier von Montag bis Mittwoch einquartiert waren.

Wir entschlossen uns den Stoneman in drei Tagesetappen zu fahren, sprich in der Bronze Kategorie, da wir auch Fotos schießen und uns keinen Stress machen wollten. Man kann die Strecke aber auch an einem Tag – Goldwertung oder an zwei Tagen – Silberwertung erfahren.

Unschwer lässt sich die Mountainbikerunde, welche man im Uhrzeigersinn fährt, an Hand von gut sichtbaren roten Schildern finden. Am Weg kommt man an 8 Checkpoints (Grießenkar, Edelweißalm, Rossbrand, Mandlberg, Forstau, Oberhütte, Johannesfall, Sattelbauer) vorbei, wo man seine Checkkarte mittels Stanzmaschinen entwertet. Dieses „Abhaken“ der Etappen ist richtig motivierend und gibt (psychische) Kraft für die nächsten Kilometer 😉

Der erste Tag unserer Tour begann moderat, mit 21,4 Kilometer und 1.210 Höhenmeter. Um unseren ersten Checkpoint zu erreichen radelten wir von Flachau aus auf einer Forststraße auf das Grießenkar. Besonders schön war hier, dass wir dabei schnell die Nebelgrenze durchbrochen hatten und uns bald das alpine Panorma der Bergwelt empfing, während das Tal noch im Nebelmeer versank. Vom Grießenkar ging es rasant 1.000 Tiefenmeter den Bikepark Wagrain auf der Hard Rock und Symphony Line hinunter. Feine Sache, feine Trails, alle Skills zu finden. Wer nicht bikeparkafin ist, kann den oberen Teil der Strecke, der schon ein wenig tricky ist, auch umfahren und bei der Mittelstation in die Symphony Line einsteigen.

Von Wagrain aus tritt man dann noch ein paar Höhenmeter aufwärts zur Edelweissalm, wo wir uns erstmal ein kulinarisches Päuschen gönnten, bevor es zum unweit gelegenen zweiten Checkpoint ging. Das war auch schon der erste Tag, denn nun ging es nur mehr auf einer Forststraße hinunter ins Tal und am Ennstal Radweg über das Schloss Höch retour nach Flachau, wo wir uns noch im Tauernhof etwas Poolzeit und für uns ungewohnte rundum Verwöhnung gönnten.

Diese Ruhepause war gut gewählt, denn die beiden nächsten Tage hatten es in Hinblick auf Temperaturen, Höhenmeter und Kilometer in sich.
So radelten wir am Dienstag am Radweg zu unserem Einstieg auf den Rossbrand. Nach kurzweiligem Forststraßenanstieg ging unsere mtb-Tour schließlich über in hike and bike, bis wir ein kleines sumpfiges Plateau mit traumhaften Wollgrasweiden, kleinen Seen und grandiosem Panorama erreichten.

Von hier war es nur mehr ein Katzensprung zum Gipfel des Rossbrand mit seinem 360° Panorama. Wir hatten Wetterglück und sahen alle Gipfel der umliegenden Berge, ein echter Hingucker, wenn der Hochkönig, das Dachsteinmassiv,… zum Greifen nahe vor dir liegen.

Schon voller Vorfreude auf eine feine Singletrailabfahrt sattelten wir nach einer kurzen Pause unsere Bikes, doch leider war nur der erste Abschnitt der Abfahrt ein Wanderweg und der Rest wurde auf Forst- bzw. Asphaltstraßen und alten Hohlwegen
zurückgelegt 🙁
Nachdem wir unseren nächsten Checkpoint am Mandlberg geknackt hatten, pedalierten wir locker flockig nach Altenmarkt retour um unsere letzte Station des Tages den Sattelbauer in Angriff zu nehmen.

Lächerliche 400 Höhenmeter lagen noch vor uns. Doch der Sattelbauer kam und kam nicht daher. Die Nachmittagssonne, das gequälte Sitzfleisch und die leere Trinkblase machten die Situation nicht besser. Die Stimmung zwischen uns war etwas gereizt. In solchen Situationen fahren wir eher getrennt. Jürgen ist der typische Mantrafahrer, dieses Mal hatte er den Refreain von „… Er hat ein knallrotes Gummibot …“ in der Dauerschleife. Karin hängt bei solchen Bedingungen eher ihren Gedanken nach, lässt sie kommen und gehen im Tempo ihres Tretens, ohne viel über sie nachzudenken. Nach jeder Kurve hofften wir sehnend den Blick auf den Berggasthof zu erhaschen, der dann endlich nach einer gefühlten Ewigkeit, nach einer kurzen Waldabfahrt auftauchte. Gott sei Dank hatte der Sattelbauer genügend Apfelsaft gespritzt eingekühlt ;), denn wir verschlangen gleich 1,5 Liter des goldenen Saftes.
Retour nach Flachau flitzten wir zum Teil auf der Mountainkartabfahrt bzw. auf einem kleinen feinen Waldwegerl, das zum Abschluss noch mal richtig Laune machte.

Die dritte Etappe des Stoneman fand ich, Karin, am schönsten. Zuerst wollten 20 Kilometer Radweg nach Mandling zurückgelegt werden, bevor es im noch kühlen Wald nach Forstau zum ersten Checkpoint des Tages ging. Entlang des Forstaubaches schraubten wir uns gemächlich zur Vögeialm hoch. Dort war dann Schluss mit gemächlich, denn von nun an gings bergauf, aber wie und alles wieder einmal rund um die Mittagszeit. Also Mantra an und reinpedalieren. Belohnt wurden wir bei unserem Checkpoint auf der Oberhütte, 1867 m.ü.M. mit almrauschbedeckten Matten, grünen Almseen, einem fluffigen Kaiserschmarren und Kaspressknödelsuppe, Radlerherz was willst du mehr.

Gut gestärkt erklommen wir umgeben von alpiner Herrlichkeit, das Rad geschultert oder schiebend vorbei an einigen Bergseen über den Oberhüttensattel die Seekarscharte mit 2022 m.ü.M. Da dies der höchste Punkt des Tages war, legten wir einen kurzen Fotostop ein, denn es lohnt sich hier zu verweilen, um den Blick auf die Bergkulisse der Radstätter- und Schladminger Tauern, den Dachstein und Großglockner zu genießen.

Die kupierte Abfahrt führte uns zuerst auf einem Wanderweg und schließlich auf einer Forststraße nach Obertauern.

Vorbei am Bergheim, wo Karin schon zahlreiche Skikurse mit Schülern verbrachte, war der Johannesfall unser nächstes Ziel und letzter Checkpoint. Auf Wald- und Wiesenwegen erreichten wir schließlich die erste Steilstufe der Taurach, den Johannesfall. Beeindruckend stürzt hier der Fluss rund 70 Meter in die Tiefe und wir ließen es uns nicht nehmen auch hinter den Wasserfall zu wandern. Voll gefüllt mit tollen Eindrücken folgen wir der Taurach über die Gnadenalm bis nach Radstadt, wo wir in den Ennstalradweg einbogen und uns retour Richtung Flachau aufmachten.

Wir hatten drei tolle Tage am Stoneman Taurista und überlegen, ob wir den Stoneman Dolomiti bzw. Stoneman Glaciara auch noch in Angriff nehmen sollen 🙂
Er ist eine schöne Rundtour für versiert Mountainbiker. Wir, die auch gerne auf singletraillastigen (Wander)wegen bergab unterwegs sind, waren zu viele Forst- und Asphaltstraßenkilomter dabei. Besonders am zweiten Tag, wo wir einen Wanderweg hinaufgeschoben haben, um eine Forststraße hinunterzurollen. Doch das alpine Panorama, der Bikepark Wagrain und vor allem die dritte Etappe sind echt eine Reise ins Salzburger Land wert.
Und nicht nur das, auf einer Reise lernt man nicht nur Natur, Berge, sich selbst, seine Grenzen bzw. Stärken und Abfahrten kennen, sondern manchmal auch Gleichgesinnte, auf der selben Wellenlänge. So erging es uns mit Edith und Edi, die wir jeden Tag, so gegen Ende der Touren zu einem zufälligen kleinen „Stell dich ein trafen“! Schönen Gruß ins Ländle 😀


Vielleicht treffen wir ja dich auch einmal auf einer unserer Touren, wer weiß…
Wenn ihr Fragen zum Stoneman Taurista habt schreibt uns einfach. Wir freuen uns von euch zu lesen 🙂

2 Kommentare bei „Stoneman Taurista“

  1. Schöner Bericht, wir sind auch am überlegen ob wir den Stoneman fahren aber erst Mitte Oktober. Was meint ihr, ist es dafür schon zu spät? Liebe Grüße Michaque von http://www.mtb-moments.de

    1. aufabwegenjürgen sagt: Antworten

      Ich denke, dass Mitte Oktober bereits Schnee liegen könnte auf den höchsten Punkten des Stoneman Taurista. Es geht ja immerhin hoch auf 1.700 Meter Seehhöhe. Man sollte außerdem bedenken, dass die Befahrung der Strecke nur von 20. Juni bis 30. September erlaubt bzw. geduldet ist.

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