Verwurzelt

„Pfiat eich und bis morgen!“, hör ich es noch nachhallen, als das Knallen der Autotüre einen zauberhaften Biketag am Jauerling, inklusive obligatorischen Mohnzelten als Gipfeltrophäe,  beschließt. Und was gibt es schöneres als erfolgsgeschwängert von der coolen Abfahrt, mit dem Gefühl nach Hause zu düsen sich morgen abermals zu einem Trailstelldichein, diesmal in den südlicheren Gefilden Niederösterreichs zu treffen.

So stehen wir am Pfingstmontag gestriegelt, geschnürt, voll motiviert und meinerseits mit allen Wettereventualitäten ausgestattet in der Küche unserer homebase und warten sehnsüchtig auf das Klopfen unseres Bikegefährten Stefan, der, zum Glück, auch pünktlichst eintrifft. Das Bikemobil ist natürlich schon mit unseren Gefährten bepackt, sodass es gleich los geht Richtung Gaming.
In der Kartausenstadt angekommen empfangen uns Wolken, durch die sich ein paar Sonnenstrahlen quetschen und die erfahrene Regenphase in Scheibbs gleich wieder vergessen lassen. Nach kurzem Check der Landkarte, denn es ist unsere Erstbefahrung dieser Tour, satteln wir los, den geometrischen Berg im Visier. Doch nicht all zu lange ist es hin, dass wir einen Unterschlupf, den öbf sei Dank, suchen müssen, um unsere Regengkleidung anzulegen. Reinstes Aprilwetter im Mai. So schrauben wir uns genüsslich einen Forstweg, Regenjacke an und ausziehend, den Berg hinauf, als wir plötzlich von einem Wegzeiger gestoppt wurden!
Jetzt ist es an der Zeit unsere so heiß geliebten Velos zu verlassen um die letzten Höhenmeter selbst als Packesel zu fungieren.
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Der Wanderweg selbst ein Traum. Hoher offener Wald, Moosbedeckte Wegränder, Heidelbeerstauden, …. eine Augenweide. Doch plötzlich schießt mir die Erkenntnis ein: „Jö, irgendwann muss ich genau da auch wieder runter!“ Und nun wird auch das wahre Ausmaß der vergangenen Regentage für das Auge sichtbar: nasse aalglatte Wurzeln und Wurzelteppiche wohin das Auge reicht, steile rutschige Passagen, Umfahrungen mit Spitzkehren, die spitzer als spitz sind,…. Aber der Trail an sich , eine Sahneschnitte, bei trockenen Bedingungen.

Ich versuch es mir im Hirn ein wenig schönzudenken, als es schnaufend von Stefan zu hören gibt: „De Obfaohrt wird sponnend.“ Ui. So erreichen wir den nebelverhangenen Gipfel, es zeigte sich ein Bild, wie ich es mag. Sattes Grün, modriger Duft, Nebelschwaden, herrlich. In Kürze sind wir fertig zur Abfahrt. Jürgen darf loslegen, er hat ja auch die meiste Bikeerfahrung (siehe auch an den grauen Strähnen). Der jodelt da hinunter, dass uns die Luft wegbleibt. Irgendwie gelang ich dann auch ein paar Meter weit, mehr schleichend, rutschend und eiernd als sonst was. Als es auch noch zu graupeln und stürmen beginnt, glaub mich allerdings kurzfristig in den falschen Monat versetzt.
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Fokussiert und schööön langsam geht es weiter. Ein Quietscher der Bremsen hier, ein Rutscherl des Hinterrades da, es geht bergab, juhu. Der zweite Abschnitt des Trails führt uns vorbei an einem Aussichtspunkt  und man wird es nicht glauben, auch hier Wurzeln, diesmal jene der fiesen Art, die sich hängend den Weg hinunterziehen, Herausforderung pur dieser Berg.

Etwas feucht vom Angstschweiß der Abfahrt und natürlich vom Regen komme ich trotzdem mit einem Grinser  im Gesicht im Tal an.
Wie immer eine gute Bohne Kaffe zur Belohnung? Na klar!

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