Winterlicher Frühlingsmarsch

Eigentlich wollten wir nur kurz in die Gräben bei Erlaufboden einsteigen um ein paar Fotos zu schießen und Videoclips zu drehen. Doch es kam, wie meistens im Leben, anders. Die einmaligen Eindrücke der noch mit Schnee bedeckten Ötschergräben rissen uns in ihren Bann und ließen uns an die 10 Stunden im Reich der Sagen rund um Gula verweilen.

Wir sind ja durchaus die Schlechtwetterwanderer, aber als dann in Erlaufboden leichter, patziger Schneefall einsetzte, waren wir kurz am Überlegen, ob wir uns wieder die glatte schneebedeckte Straße mit dem Auto raufschieben und uns auf´s Sofa vorm Kamin flüchten sollten. Gott sei Dank haben wir uns durchgerungen und sind geblieben.
So durchkämmten wir, ohne eine Menschenseele zu treffen, die Gräben ausgehend von Erlaufboden Richtung Ötscherhias und im Anschluss weiter mit Ziel Vorderötscher.

Es war mystisch. Wirklich. Ohne Übertreibung. Man fühlte sich zurückversetzt in die 1980er Jahre, als man gemeinsam mit Mama und Papa klettenblattbehütet durch die Ötschergräben wuselte, gesichert mit Leine, weil noch ziemlich klein, wild und absturzgefährdet 😀 Herrlich.

Der Schnee trug sein Übriges zur perfekten Abrundung bei. Er lag durchgehend auf den Steigen, Wegen und Brücken und wir mussten uns oftmals rund um kleine Lawinenkegel kämpfen.

Die Wasserfälle waren nicht mehr vereist und erprasselten sich in ihrer wahren Größe. Den Mirafall habe ich mit so viel Wasserstand noch nie zu Gesicht bekommen. Es war einfach schön zu sehen, wie wild die Wassermengen in die Schlucht plätschern und sich in der Erlauf verlaufen.

Je näher wir unserem Ziel kamen, desto höher wurde die Schneedecke und kurz vor dem Vorderötscher versank Jürgen bis zu der Hüfte im Schnee. Dafür blinzelte die Sonne durch und ließ die Kristalle glitzern.

Umso schöner, aber kurzweilig, weil die Dämmerung schon im Anmarsch war, fiel die Stärkung im Windfang des neu umgebauten Vorderötscher Schutzhauses aus.

Der Rückmarsch auf der Forststraße ging wahrlich flott. Wir hatten auch einen Affenzahn drauf, denn wir wollten auf keinen Fall unsere sonntägliche Pizza von unserem Pizzadealer des Vertrauens in Scheibbs missen. So drängten wir durch die bereits eingebrochene Nacht zurück nach Erlaufboden. Beim letzten Foto fiel mir kurz mal die Lade runter, denn ich dachte es sei ein Feuer oder so am Berg gegenüber ausgebrochen. Aber weit gefehlt.
Es war der Vollmond, der gerade am Firmament emporstieg. Wie eine riesengroße runde Feuerwalze kam er den Berg hoch und erstrahlte den Nachthimmel.

Ich kann euch nur ans Herz legen: Geht raus bei jeder Witterung zu jeder Zeit und die Natur wird euch zum Spielen und Entdecken einladen.

 

 

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