Quo vadis Mountainbike

Mitterbach und Mariazell sind, seit ich mich zurück erinnern kann, verschlafenen Nester. Steckengeblieben in der Sommerfrischezeit und jetzt im neuen Jahrtausend hart kämpfend ums touristische Überleben. Umso verwunderlicher ist es, dass wir sonntags am eigenen Leib erfahren durften, wie wenig Interesse einige Grundeigentümer/Gasthausbesitzer bei der Talstation der Gemeindealpe daran haben, „ihren Berg“ hinsichtlich dem Mountainbiken zugänglich zu machen.

Für die Mountaincarts und Monsterroller wurde das Areal so ausgebaut, dass einem das naturliebhabende Herz schmerzt. Eine fette, planierte Schotterautobahn schlängelt sich hinauf bis zum neuadaptierten Terzerhaus. Aber Radfahren striktestens verboten. Die Mountainbiker, die sich den Anstieg auf die Gemeindealpe antun, teilweise sehr steile Schnapper bergan zu bewältigen, haben ihr Sportgerät mit 100% Sicherheit mehr unter Kontrolle, als die Generationen, die  teilweise „out of control“ mit den Carts und Rollern den Berg hinunter preschen. Wir machen nicht mehr und nicht weniger Lärm als Wanderer oder Monsterrollerfahrer.

Wir scheuchen hier auch kein Wild auf, weil das hat eh schon längst über Tag reißaus genommen auf Grund der Touristenströme die mit dem Lift heraufgekarrt werden. Wir verschmutzen auch nicht die Umwelt, weil wir selbst hinauftreten und nicht mit Liftunterstütung oder e-bike Motor bergauf katapultiert werden. Wir sind auch keine rücksichtslosen Raser, wenn wir bergab düsen, denn wir fahren mit Hirn, das gut geschützt ist und immer auf Sicht. Wir…. man könnte hier endlos fortfahren, aber Gesetz ist Gesetz. Wenngleich einige in unserem Land sehr verstaubt und überarbeitungsdürftig scheinen.

Bis zur Mittelstation haben wir es auf jeden Fall ungesichteter Weise geschafft. Dort angekommen, trafen wir witzigerweise zwei weitere Mountainbiker an, die gerade vom Liftpersonal in die Schranken gewiesen wurden. Der Liftwart erklärte uns höflich, dass einige Besitzer des Berges alles zur Anzeige bringen, was auch nur annhärnd als Mountainbiker identifiziert werden kann. So endet unsere Auffahrt bei 1300 hm und nicht am Gipfel. Sehr einäugig von den Besitzern, eine Sportgruppe so derart auszuschließen, in einem Gebiet, dass schon seit Jahren um Nächtigungen und Urlauber  kämpft. Außerdem müssen ja die 14 Millionen Euro, die der Ausbau der Rollersache und des Terzerhauses verschlungen haben, ja irgendwie wieder hereingewirtschafet werden. Aber auf die Zielgruppe Mountainbike wird auch in diesem Teil des Bezirks Lilienfeld kein Wert gelgt.

Das neue Terzerhaus, welches ich voriges Jahr erwandert habe, ließ mich damals schon an Gut und Böse zweifeln. Klar, die alte Hütte war sanierungsbedürftig, doch der Tempel der jetzt da oben thront ist echt der Wahnsinn. Ob das die Gemeindealpenwelt wirklich nötig hatte ist eine andere Frage. Schließlich befiden wir uns hier in einem Gebiet mit 2 Liften und nicht mit jenseits der 10, 20,… Anlagen wie im Westen des Landes, wo solche „Hütten“ mit Leichtigkeit bespielt werden können. Noch ein Grund mehr, warum Mountainbiker eigentich Willkommen sein sollten, denn auch sie sind durchaus Devisenbringer.

Wir, unserereits, rollen vorschriftsgemäß die Autobahn hinunter, weil Anzeige und Polizei sind auch nicht wirklich nötig. Auf der Abfahrt überholen wir die, meiner Meinung nach, wahnwitzigen Gefährte, bestückt mit Omas, Kleinkindern, Halbstarken und alle minimalst geschützt. Lediglich ein Fahrradhelm wird auf den Kopf geschnallt. Ärmellos und mit Sandalen geht´s dann volles Karacho hinunter. Wenn´s dich da zwiefelt hast du einen Schotterausschlag der feinsten Sorte. Aber ja, ist nicht mehr unsere Sache.

Bei unserem Syncro angekommen, beschließen wir noch ins ca. 6 Kilometer entfernte St. Sebastian zu fahren. Uns ist nämlich vor Kurzem zu Ohren gekommen, dass dort auf der Bürgeralpe die Mariazeller Schwebebahnen gemeinsam mit Freeride-Coach rund um Da Kraut und Manuel Gruber etwas bikeparkartiges aufziehen. Und siehe da, einen Steinschlag weiter ensteht ein feines Gelände für Freerider. Der Bikealps Bikepark Mariazell nimmt gerade Form an.

Voll motiviert von den Tables und Anliegern im unteren Bereich der Skipiste, wo im Winter der Tellerlift rotiert, machen wir uns wandernderweise auf um unsere Neugier zu stillen. Aus einem „schaun wir mal ein Stück weiter rauf“ wird ein Anstieg bis zur Bergstation der Bürgeralpe. Dort befindet sich auch der Start der zwei geplanten und im Bau befindlichen Strecken, eine Freeride und eine Downhill. Letztere sind wir dann teilweise hinuntermarschiert und mussten feststellen, dass diese an manchen Stellen sehr fordern und selektiv angelegt wird 🙂


Im oberen Bereich ist schon alles gestampft und geglättet. Anlieger, Doubles, Tables, schaut wirklich fein aus, auch aus meiner, nicht so hardcore Freerider/Downhiller-Sicht. Respekt und Kompliment an die Erbauer.

Hier wird versucht, Mariazell wieder aus dem verstaubten Image zu holen, was durchaus Sinn macht, denn die Stadt ist bezaubernd. Sie hat echt Potential für sanften Tourismus. Doch ist man jenseits der Bundeslandesgrenze (genau so wie diesseits) etwas borniert und hinterweltlerisch hinsichtlich der Kombination Rad und Berg unterwegs. Ich wünsche der Bürgeralpe wirklich alles erdenklich Gute mit ihrem Vorhaben, denn ich kenne und liebe diese Gegend hier seit Kindheitstagen und würde mich freuen, wenn der Bikeparkgedanke hier tatsächlich aufgeht und Fuß fasst. Ich glaube derartige Unternehmungen sind für kleinere Skigebiete mitlerweile wirklich notwendig und überlebenswichtig, denn der Schneefall in unseren Breiten wird bekanntlich nicht mehr, bzw. die Gäste werden weniger. Mit dem Schaffen von Bikeparks und Wandererlebnisgebieten, kann diese Region vielleicht wieder etwas aus dem Dornröschenschlaf geweckt werden. Und was gibt es schöneres als von einem Prinzen am Downhiller wachgeküsst zu werden 😉

 

2 Kommentare bei „Quo vadis Mountainbike“

  1. Fein geschrieben 🙂 Ich hoffe, dass zukünftig noch mehr Regionen das Potenzial der Biker erkennen. Orte wie Saalbach Hinterglemm zeigen, wir man auch im Sommer Hotels und Restaurants füllen kann. Je kürzer die Winter werden, desto eher sollten Skidestinationen über den Trailbau nachdenken.

    1. aufabwegenjürgen sagt: Antworten

      Das wäre sehr wünschenswert! Österreich hinkt ja in Sachen Mountainbiken ziemlich sehr nach. Vor allem Ostösterreich ist katastrophal unterwegs! Aber zumindest erkennen nun auch die kleinen Schigebiete in unserer Gegend, dass Sie umdenken müssen und zum Glück gibt es hie und da findige Liftbetreiber, welche nun zumindest Bikestrecken via Liftshuttle anbieten. Bleibt nur zu hoffen, dass es in Zukunft auch mehr Wegöffnungen in Form von natürlichen Trails gibt, wie zB. die Wienerwaldtrails mit ihren Shared-Trails. Würde den ländlichen Regionen bestimmt nicht Schaden und eben den Sommertourismus ankurbeln.

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